Lange Zeit in verstaubte Hörsäle disqualifiziert, scheint das Redenhalten einen wahren Aufwind zu durchleben. „Keynote Speaking“ heißt das Wort der Stunde.
Was genau wir darunter verstehen und was es eigentlich braucht, um eine grandiose Speakerin zu werden? Schauen wir mal genauer hin …
Keynote, was ist das eigentlich?
Das Wort Keynote stammt, wie vermutet, aus dem Englischen und bedeutet „Grundsatz“. Die Bezeichnung ist abgeleitet vom Einstimmton, den Chöre bei Konzerten zur Vorbereitung auf das nächste Stück anstimmen und sich so aufeinander einschwingen. Sinngemäß funktioniert auch das Keynote Speaking: die Stimme erheben, um das Publikum auf die gleiche Sequenz zu bringen.
Zusammengefasst: Wir brauchen ein Thema, ein Publikum und eine*n rasant gute*n Redner*in.
Keynote Speaking ist gegenüber dem klassischen Vortrag zwar informativ, doch ein wesentlicher Fokus liegt auf dem persönlichen Mehrwert, den der Einzelne im Publikum mitnimmt. Im Mittelpunkt stehen keine rationalen Erkenntnisse, sondern vielmehr das emotionale Involvement. Es geht darum, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Du solltest anstreben ein kollektives Erlebnis zu erschaffen, welches im höchsten Maß die Aufmerksamkeit der Zuhörenden einnimmt und bestenfalls zum Nachdenken anregt. Hierfür werden nicht selten persönliche Erfahrungen geteilt, die den Werdegang und die Kompetenz des Inhalts zeichnen. Speeches werden – wenn es sich nicht ohnehin um eine Speaking Night o.ä. handelt – als Einleitung oder als Highlight ins Programm integriert.
Loslegen, aber wie?
Hier ein paar kleine Tipps, wenn du mit dem Keynote Speaking durchstarten willst, aber noch nicht so richtig weißt, wo und wie du ansetzen sollst. Keine Sorge, wir helfen dir.
1. Dein Herzensthema
Thematisch sind für deinen Vortrag erst einmal keine festen Regeln gesetzt. Wichtig ist jedoch, dass deine Botschaft zum Publikum und Ort der Veranstaltung passt, sowie ganz wichtig: Dein Thema sollte aus deinem Portfolio und Angebot entnommen werden und zu dir als Persönlichkeit passen. Denn Keynotes muten zwar professionell an, sind aber mit einem hohen Maß an persönlichem und privatem Involvement verknüpft. Es sollte also deutlich werden, dass du hier über dein absolutes Herzensthema sprichst, und du nicht nur fachlich, sondern auch durch persönliche Erfahrungen eine solche Kompetenz auf diesem Gebiet hast, dass du dich als beste Ansprechpartnerin ausweist.
Obwohl du – wie bereits angemerkt – thematisch frei bist, gibt es einige Bereiche, in denen das Keynote Speaking besonders trended. Dazu gehören Aspekte rund um die Persönlichkeitsentwicklung, Resilienz, Motivation und den mit diesen Ressourcen verbundenen Erfolg. Schau also, ob du dein Herzensthema mit einer dieser Bereiche verknüpfen kannst oder ob du für dein Metier vielleicht eine Marktlücke entdeckt hast, denn wer sagt nicht, dass zu genau deiner Botschaft noch eine engagierte Speakerin in der Welt fehlt?
Wichtig vorab: Recherchiere! Schau dir genau an, wer sich in deinem Themenfeld bereits bewegt, was für Aspekte sie aufgreifen und wo du dich hier positionieren kannst.
Denn nur so findest du heraus, was bereits zu oft erzählt wurde, mit welchen Erkenntnissen du ggf. die Perspektive deiner Zuhörenden verändern kannst und womit du vielleicht sogar überrascht.
2. Vorbilder
Es gibt mittlerweile hunderte an Speaker*innen und jede*r erfolgreich Vortragende*r hat seine ganz individuelle Art und Weise sich auszudrücken. Also schaue dir möglichst viele Reden zum Beispiel ganz einfach online an. Wichtig dabei: Nicht nur hören – sondern anschauen, denn Haltung, Gestik und Mimik sind wichtige Bestandteile eines gelungenen Vortrags. Außerdem solltest du bereits gezielt nach Menschen schauen, die zu deinem thematischen Fokus passen. Lerne von deinen Vorbildern, mache dir Notizen und schreibe auf, was dir an den einzelnen Performances gefällt und was nicht.
3.Übung macht den Meister
Nachdem du dir über dein Thema klar geworden bist, heißt es nun, sich zu fragen, wie du deine Inhalte bestmöglich vermitteln kannst. Also lasst uns auf Methoden schauen, die du als Speakerin ausprobieren solltest:
- Übe vor dem Spiegel. Eine lustige Routine könnte zum Beispiel ein täglicher Zu-Bett-Impulsvortrag für dein Spiegelbild sein oder rede dich direkt zum Aufstehen in den Tag – hebt übrigens auch maßgeblich die Stimmung und muss nicht lange dauern. 5 Minuten pro Tag reichen völlig.
- Filme dich beim Reden. Es muss keine professionelle Aufnahme sein. Es geht lediglich darum, dich einmal von einer anderen Perspektive zu betrachten, schließlich ist es uns beim Vortragen schlicht unmöglich, uns selbst subjektiv zu betrachten und zu bewerten. Kleine Videos helfen dir dabei, deine Gestik und Mimik zu überprüfen, das Sprechtempo anzupassen und zu überprüfen, ob du die gewünschte Wirkung erzielst. Hier hilft dir auch die Liste, die du gemacht hast (siehe oben „Vorbilder“)
- Dinge, die dich aus deiner Komfortzone locken. Geh singen, schauspielern etc. Dabei geht es nicht darum, möglichst professionelle Hobbies zu verfolgen, sondern vielmehr darum deine Hemmschwelle in Sachen öffentliche Darbietungen zu minimieren und dich an die Bühne zu gewöhnen
- Du hast Punkt 1-3 erfolgreich in dein Leben integriert und möchtest vor deiner ersten Speech noch einmal professionelle Hilfe beanspruchen? Dann schau dich nach Einzelcoachings in deiner Nähe um. Erkundige dich in jedem Fall vorher über die anleitende Person und siehe dir ihre Referenzen und ggf. Live Auftritte an, denn es gibt viele schwarze Schafe, oder aber Vortragende, deren Art und Weise vielleicht so ganz und gar nicht zu deinem Wesen passt. Außerdem ist es lohnenswert sich zu überlegen, ob du dich nicht anstatt einer Speakerin als Coach auf spezielle Teilbereiche deiner Performance konzentrierst, die dir bisher noch schwer fallen. Das kann beispielsweise: Sprech- oder Rhetoriktraining sein oder sogar Entspannungsübungen gegen Lampenfieber
4. Storytelling
Ebenso wichtig wie ein überzeugendes Auftreten ist natürlich der Inhalt deiner Speech. Auch hier möchten wir dir einige unablässige Punkte mit auf den Weg geben:
- Du weißt genau, was dein Herzensthema ist und hast deine Nische definiert, in der du dich durch außergewöhnliches Fachwissen und persönliche Erfahrung exponierst. Für eine Keynote ist es nun jedoch wichtig, dir aus diesem Schwerpunktthema noch einmal einen spezifischen Aspekt herauszugreifen. Wähle ein eher kleines, simples Thema, welches jedoch ein breites Publikum erreicht.
- Das A und O: Erzähle eine Geschichte, denn Menschen lieben gute Stories.
Erschaffe eine kleine Heldenreise, zeige, wie du gewachsen bist, wie du ein Problem besiegt hast und beschenke die Zuhörenden mit einem Lösungsweg, der manchmal ein Tool, aber vielleicht auch nur ein Perspektivwechsel sein kann. Vom Aufbau her kannst du dich an fünf einfache Schritte halten:
- Nutze als Aufhänger ein konkretes, emotional aufgeladenes Problem, stelle einen Berührungspunkt zwischen dir, deiner Botschaft und den einzelnen Zuhörenden da und mache deutlich, warum dein Thema relevant ist. Denke hier nicht an die anonyme Masse, sondern ganz konkret jeden Einzelnen.
- Verwende Leitmotive, Symbole, Metaphern, um deine Inhalte anschaulich darzustellen. Nutze eine Figur, im besten Fall dich selbst oder den Zuhörenden, als Held*in deiner Erzählung und lasse diesen möglichst sympathisch als Identifikationsperson fungieren.
- Zeige einen hindernisreichen Werdegang auf, es muss klar werden, dass der*die Protagonistin deiner Story eine Entwicklung durchmacht – die vielleicht schwer ist, sich aber in jedem Fall lohnt. Spiegel hier auch gerne deine Werte und Grundsätze, für die du einstehst.
- Der Höhepunkt deiner Speech sollte dein Publikum auf gar keinen Fall mit „deinem“ Erfolgserlebnis alleine lassen. Ziel ist es, ein intimes Gemeinschaftsgefühl zu kreieren und zu fühlen, dass dort eine Verbundenheit entstanden ist, denn so bringst du sie dazu, dir auch nach dem Vortrag zu folgen, deine Inhalte abzuchecken und dich als inspirierende Persönlichkeit zu bewerten.
Zum Abschluss unserer kleinen Keynote Speaking Einführung noch der wertvollste Tipp.
Du hast eine Schwäche, die es dir nach deinem Ermessen unmöglich macht, eine wirklich erfolgreiche Speakerin zu werden? Bullshit! Nutze deine Schwäche, denn glaube uns: In deinem Publikum sitzen nur Leute mit Schwächen, denn sie sind es, die uns menschlich machen und letztendlich aus einem fremden Publikum Menschen macht, die sich wirklich gesehen fühlen. Also verstärke alles, was dich hemmt und mache es zur Marke! Du sprichst zu leise? – Arbeite an einem besonders sanften Vortrag. Du bist hibbelig? – Baue große Bewegungen zur Darstellung deiner Botschaft ein. Du redest zu schnell? – Portioniere deine Rede in kleine, rasante Abschnitte und baue Denkpausen einfach zwischen den Einheiten ein … werde kreativ: Die Möglichkeiten sind so bunt wie du!