LEADERIN Magazin -Die knallharte Wahrheit über Frauen in Führungspositionen

Die knallharte Wahrheit über Frauen in Führungspositionen

Unser Fakten-Check

Vielfach thematisiert und doch noch immer ein Thema, bei dem wir wirklich hingucken sollten, denn trotz der steigenden Awareness in Sachen „mehr Frauen in Führungspositionen“ und „Gender Pay Gap“ scheinen die Entwicklungen eher träge voran zu gehen.

Laut Statistischem Bundesamt ist nur jede dritte Führungskraft eine Frau und feststeht: Wir sind noch immer maßgeblich unterrepräsentiert. Schauen wir uns die Zahlen im Europa Vergleich an, wird ebenso deutlich: Hier muss ordentlich nachjustiert werden.

 

Denn Deutschland finden wir mit 29 % Frauenanteil in Führungspositionen auf Platz 20, also im unteren Drittel. Andere EU-Mitgliedstaaten haben uns somit einiges voraus. Überraschend: Auf Platz 1 mauserte sich Lettland mit 45,8 %. Auf Platz 2: Polen mit 43,0 % und Frankreich mit 37,8 %. Den niedrigsten Wert finden wir übrigens auf Zypern mit 21,3 %. Der EU-Durchschnitt liegt bei 34,7 %. Ein ähnliches Desaster finden wir im Hinblick auf den Gender Pay Gap, auch hier liefert das Statistische Bundesamt richtig miese Zahlen. In Deutschland verdienen Frauen ca. 1/5 weniger als Männer. Damit liegen wir (mit 18 %) erkenntlich über dem Durchschnitt im EU-Länder Vergleich (Durchschnitt: 13 %) und doch: Eine nicht gerade zufriedenstellende Ausbeute, wie wir finden! Eine traurige Korrektur der scheinbar großartigen Werte Lettlands in Sachen Frauenanteil. Hier liegt der Gender Pay Gap bei 22 % und ist mit Estland (21 %) und Österreich (20 %) einer der höchsten Werte im Verdienstunterschied! Den geringsten Unterschied finden wir in Luxemburg (1 %), Rumänien (2 %) und Slowenien (3 %).

 

Ladies, das müssen wir ändern, und zwar nicht über Quoten und Regelungen, sondern mit Überzeugung und Kompetenz. Denn der „weibliche“ Führungsstil, oft als weich und nachgiebig beschrieben, ist ein Trugschluss. Unter uns lauern lauter beeindruckende Frauen.

 

So, Schluss mit dem Blick über den Tellerrand, sehen wir uns jetzt mal die Zahlen an, die uns einen Aufschluss über das Alter unserer Führungsfrauen geben.

 

Ganz deutlich: Die Unternehmerinnen von heute sind jung: 38,8 % liegen unter der Grenze von 24 Jahren und auch bis 34 Jahren sind es noch 34,4 %, dann plötzlich nimmt die Zahl rasant ab: so sind es 29,5% wenn wir die gesamte Zeitspanne von 25 bis 64 Jahren ansehen. Ob die ältere Generation schlicht an konservativen Rollenbildern festhält? Uns beschleicht da eine andere Theorie: Frauen mit Kindern werden in unserem System strukturell benachteiligt, vor allem wenn es um Elternzeit, Kinderbetreuung etc. geht, wird die Rückkehr in die alte Position nicht gerade leicht gemacht. Ein weiteres Aufsteigen auf der Karriereleiter? Schon rein aus gesellschaftlicher Perspektive eher verpönt      …?!

 

Im Jahr 2021 bezogen rund 1,87 Millionen Personen in Deutschland Elterngeld. Davon waren rund drei Viertel der Beziehenden weiblich.

 

In einer Umfrage aus dem Jahr 2022 gaben schwangere/ stillende Frauen an, ihre Karriere sei durch die Schwangerschaft verzögert/ blockiert, 36 % gingen von einer verzögerten anstehen Gehaltserhöhung aus und ganze 22 % rechnen nicht mit der Rückkehr in die alte Position. Kein Wunder also, dass bei diesen Umständen auch die Bewerbungen von Frauen auf die ggf. erwünschten Positionen von vornherein ausgeschlossen werden.

 

Sehen wir uns die Gründe für eine Teilzeit statt einer Vollzeit an, so lautet die häufigste Begründung für erwerbstätige Frauen in der Europäischen Union (EU) im Jahr 2021 einer Teilzeit- und nicht einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, ist, mit rund 26,2 Prozent, die „Betreuung von Kindern“.

 

Ein Thema, zu dem wir uns in einem separaten Beitrag widmen werden, denn so geht das nicht!

 

Hier nur noch der Hinweis zu einem recht unbekannten, aber vielversprechenden Konzept: Jobsharing auf Führungsebene. Die Idee dahinter:  Zwei (oder mehr) Leitende teilen sich diese Aufgabe. Dies muss nicht unbedingt eine 50/50 Aufteilung sein. Absprachen können je nach Belieben entsprechend der individuellen Bedürfnisse untereinander ausgehandelt und so die Kompetenzen von zwei Führungskräften genutzt werden. Noch dazu erhöht eine Doppelbesetzung die Kapazitäten jederzeit ansprechbar zu sein, vier Augen sehen mehr als zwei, Krisenzeiten oder spontane Herausforderung im Privaten können kooperativ gelöst werden. Klingt interessant? Schreibt uns, falls ihr noch mehr darüber wissen wollt.

 

Frohe Botschaft

Um die Schwarzmalerei etwas zu neutralisieren. Es gibt auch Gutes zu berichten:

So erinnert die Europäische Kommission in ihrem Fokus-Paper „Maßnahmen der EU für Frauen“ daran:

„Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Grundwert der Europäischen Union, der bis zu den Römischen Verträgen von 1957 zurückreicht, in denen der Grundsatz des gleichen Lohns für gleiche Arbeit festgelegt wurde. Seit damals bekämpft die EU die geschlechtsspezifische Diskriminierung, und heute ist Europa weltweit einer der sichersten und fairsten Orte für Frauen.“

Dennoch wird anschließend auf die mangelnde Repräsentation wie auch Sichtbarkeit, sowie ganz wichtig: geschlechterspezifische Gewalt und Belästigung hingewiesen und die Notwendigkeit des Handelns hervorgehoben. Im Vordergrund der Maßnahmen sollen die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen sowie der erleichterte Zugang zur Teilhabe am Arbeitsmarkt stehen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist laut Kommission ein fester Bestandteil der europäischen Säule sozialer Rechte. Damit verbunden sind Gelder für Fortbildungs- oder Umschulungsprogramme, Unterstützung in der Kinderbetreuung, Beratung, Coaching, individuelle Beratung etc. (mehr Infos: Europäischer Sozialfond).

 

Schauen wir uns die Kommission und ihre Zusammensetzung an, finden wir zum ersten Mal eine Frau an der Spitze und das finden wir wiederum spitze! Die Verteilung generell lässt jedoch noch Luft nach oben. Die Frauenquote liegt bei 39,4 %. Länder, in denen die Sitze mindestens zur Hälfte an Frauen gehen sind: Dänemark, Lettland, Luxemburg, Malta, Slowenien, Finnland und Schweden.

 

Bildungsgrad

Während in der älteren Generation Männer im Durchschnitt einen höheren Bildungsgrad besitzen, kehrt sich das Ganze in der Kohorte von 30 bis 35 Jahren um, denn hier besitzen eindeutig mehr Frauen die Hochschulreife.  Hinzu kommt, dass die Verteilung von Männern und Frauen, die in akademischen Berufen arbeiten, wie beispielsweise Ärztinnen, Juristinnen, Lehrende und Sozialwissenschaftlerinnen, langsam aber sicher ausgleichen (2019 bei 45,4 %, seit den 1990er Jahren um 24 % gestiegen).

 

Chancen durch neue Arbeitswelten

Eine Chance kann natürlich auch durch die sich transformierende Haltung gegenüber Arbeitsformen vermutet werden. Homeoffice, die Möglichkeit von hybridem Arbeiten und eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung sprechen natürlich für eine Verbesserung der Voraussetzungen für Frau in ihrer Position zu bestehen und/ oder sich auf dem Weg zur Wunschkarriere nicht aufhalten zu lassen. Hier allerdings ein dickes, fettes ABER! Denn wir wollen keine „neue“ Arbeitswelt, in der eine Doppelbelastung für Frauen machbarer gemacht wird, es geht darum, die Belastungen, welche die Pflege von Angehörigen / die Elternschaft mit sich bringt, gerecht verteilt wird. So wäre z.B. eine betrieblich organisierte Kinderbetreuung eine weitaus sinnvollere Maßnahme, als die Frauen in ein – ggf. nicht dafür ausgestattetes Zuhause zu schicken, wo sie sich dann von Haushalt bis Kinder um alles kümmern sollen. Nicht mit uns!

Wir schließen unseren Fakten-Check mit den drei wohl wichtigsten Wahrheiten. Wir Frauen sind auf dem Vormarsch. Führung ist weiblich, mehr als großartig. Die Zukunft gehört uns!

 

https://beneficium.pro/index.php/beneficium/article/view/BENEFICIUM.2022.2%2843%29.112-120/202
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