Du bist eine Einzelkämpferin? Nur, was alleine erarbeitet wurde, erfüllt deinen hohen Anspruch und lässt dich zufrieden auf dein Werk blicken? Verständlich, und sicherlich geht es vielen von uns so. Doch: Hier kommt das große ABER. Um Hilfe zu bitten ist nicht das Gleiche wie Support einzuholen. Oft verwechseln wir die self-made Mentalität mit einer DIY-Haltung und überfordern uns selbst. Manchmal halten wir uns gar davon ab, durch neue Perspektiven und Fachexpertise noch einen Schritt weiter zu gehen und in allen Teilbereichen unserer Unternehmungen, das Beste herauszuholen.
Schauen wir uns die Ausgangslage an:
- Du bist eine starke Frau, ggf. in einer Führungsposition.
- Du hast eine klare Vorstellung davon, wie deine Ergebnisse aussehen sollen.
- Wenn du um Hilfe bittest, fühlst du dich schwach und hast immer das Gefühl, eine Gegenleistung schuldig zu sein.
In diesen drei Punkten findest du dich wieder? Kein Problem: Du musst dich jetzt nicht ertappt fühlen. Deine Haltung, dein Perfektionismus haben dich vermutlich genau dahin gebracht, wo du jetzt bist, und werden dich auch in Zukunft stärken und dafür sorgen, dass du dich als erfolgreiche Unternehmerin nicht unterbuttern lässt. Aber heute wollen wir einen entscheidenden Mindshift versuchen, der dich vielleicht auf die nächst höhere Ebene deiner Karriere befördern und gleichzeitig mehr Entspannung in deine Work-Life-Balance einbringt: Ein nachhaltiger Weg, der deine Professionalität auch bei Expansion bedeuten kann.
Zur Sache: Heute ziehen wir eine klare Trennlinie zwischen Support und „um Hilfe bitten“.
Negative Gefühle: Bitten ist einfach nicht dein Ding
Bei dem Wort „Hilfe“ schwingt meist ein karitativer Gedanke mit. Es geht um Förderung. Wir denken an einen starken Part und einen schwächeren, dem „unter die Arme gegriffen“ werden muss. Ein klares Machtgefälle: Der Hilfeleistende tritt oft als Retter*in der Not auf. Ein Image, das uns als Unternehmerin natürlich ganz und gar nicht passt! Wir wollen nicht bitten, wir brauchen nicht gefördert zu werden. Wir brauchen manchmal einfach nur jemanden, der macht (vom Verb „machen“ und nicht von „Macht“, denn die besitzen wir allemal selbst)! Um Hilfe bitten, kollidiert allzu oft mit unserem Selbstbewusstsein. Denn ja: Wir sind vielleicht am Ende unserer Möglichkeiten, aber nicht, weil wir nicht können, sondern weil wir wachsen und groß werden. Expandieren heißt nun mal oft auch: DU kannst nicht alles selbst schaffen. Um Hilfe bitten suggeriert jedoch: Wir sind schwach und im schlimmsten Fall fühlen wir uns so, als würden wir in jemandes Schuld stehen, der*die so eine gewisse Verfügungshoheit über uns innehat und jederzeit eine Gegenleistung einfordern darf. Und selbst, wenn vom Gegenüber eine solch autoritäre Attitüde nicht ausgeht, so bewerten wir uns selbst als Last. Ein negatives Selbstbild, das unsere Gedanken schwer macht, unsere Kreativität hemmt und uns somit in unserer Produktivität maßgeblich limitiert.
Support: Was verstehen wir darunter?
Support bedeutet im weitesten Sinne nicht nur Hilfe, sondern in erster Linie „Dienstleistung“. Es handelt sich also um eine erbrachte Leistung, die angefragt wird und einen Gegenwert bereits mitdenkt.
Im Gegensatz zur Hilfe, die meist mit einem gefühlten „In der Schuld stehen“ einhergeht, da angefragte Unterstützung sich mehr oder minder auf eine Notlage bezieht, begründet sich Support nicht auf Rettung in der Not, sondern auf Aufbau und Wachstum. Zukunftsgewandt, erfolgversprechend und somit: Beiden Parteien zuträglich. Ebenso ist Support mehrheitlich so zu verstehen, dass nicht nur einseitig um Hilfe gebeten wird, sondern vielmehr eine ohnehin auf dem Markt vorhandene Dienstleistung angefragt wird. Es ist also viel mehr als eine Art Tauschgeschäft zu verstehen.
Gegenleistung? Muss nicht immer monetär sein. Ebenso könnten gemeinsam aufgebaute Reichweite, Imagepolitur, Beteiligung, netzwerken oder Ähnliches der Gegenwert zur angefragten Leistung sein.
Hier ein kleiner Katalog, der dich vielleicht ermutigt, Support zu nutzen:
- Support ermöglicht, Expert*innen für spezifische Belange zu beauftragen, was wiederum die Professionalität deiner Leistung erhöhen kann.
- Dich als starke Partnerin/ Leistungsbezieherin zu positionieren, kann deine Stärke unterstreichen und dich als geschäftsfähige Instanz ausweisen.
- Support kann auf bestimmte Leistungen oder innerhalb eines zeitlichen Rahmens begrenzt werden und ist somit keine zwingend dauerhafte Verbindung.
- Du kannst hier durch den Wettbewerb der Anbieter*innen die besten Angebote wählen und so immer auf dem neuesten Stand bleiben.
- Neue Kontakte erweitern dein Netzwerk und können ebenso wertvolle Kontakte für dich bedeuten.
- Du musst nicht alles selbst machen und behältst dennoch die Hoheit der Ergebnisse und kannst unzulängliche Leistungen „abstrafen“, indem du Korrektur forderst oder dich für einen anderen Support entscheidest.
- Du kannst Mitstreiter*innen finden und Menschen für deine Sache, dein Warum, deine Botschaft begeistern.
Wie den besten Support finden?
Dies hängt natürlich stark davon ab, in welchem Bereich du Unterstützung brauchst. Generell gilt sich jedoch zu fragen: Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Kooperation? Sind bei zufriedenstellender Kooperation weitere Dienstleistungen hier auszulagern? Mitunter kann es durchaus schön sein, eine Person/ ein Unternehmen zu beziehen, welches gleich mehrere Aufgaben übernimmt, um somit die Kommunikation und Organisation (also den Workload in der Abwicklung der Supportanfrage) kürzer zu halten. Handelt es sich um sehr spezifische Aufgaben, die ein hohes Maß an Fachexpertise fordern, kann es aber auch klug sein, einzelne Expert*innen zu beauftragen. Für eher zeitintensive, aber systematisch routinierte Aufgaben, kann es manchmal aber auch hilfreich sein, schlicht auf beispielsweise die Unterstützung von studentischen Aushilfskräften zu setzen, um die eigene Zeit für die Bereiche frei zu halten, die deine Führungskompetenz/ deine Leitung verlangen, um die Weichen für folgende Projekte zu setzen und eine Orientierung für Außenstehende, Mitarbeiter*innen, Kund*innen vorzulegen.
Tipp: Kommuniziere deine Bedarfe öffentlich, denn dein Netzwerk kann dir dabei helfen, den geeigneten Support zu finden. Es gibt immer jemanden, der wen kennt, der jemanden kennt und bereits gute Erfahrung gemacht hat. Ebenso kann es dir ergehen. In einem so offenen Markt der Möglichkeiten fällt vielleicht bald auch dein Name, wenn es um deine angebotenen Leistungen geht, mit denen du ggf. andere supporten kannst.
Aber …
Abschließend jedoch noch ein großes ABER. Denn um etwas zu bitten, ist nicht grundsätzlich nicht schlecht! Innerhalb deines Teams, deines Freundeskreises, deiner Familie kann es manchmal geradezu bestärken, wenn wir uns trauen, eine Bitte klar auszusprechen.
Im eigenen Team kann das Delegieren von Aufgaben einen förderlichen Impact auf die Beziehung untereinander haben. Sprich klar aus, warum du eine bestimmte Tätigkeit gerade dieser Person zutraust und gib ihr somit das besondere Gefühl gebraucht zu werden. Denn Abgeben bedeutet auch Vertrauen: eine Grundvoraussetzung für eine konstruktive Teamatmosphäre.
Unter Freund*innen und in der Familie sollte Hilfe niemals mit einer Gegenleistung konnotiert werden. Ein offener Austausch über Bedürfnisse sowie die unverschleierte Kommunikation darüber, wie uns unsere Mitmenschen gerade unterstützen können, macht meist – wenn wir uns in einem liebenden, wohlwollenden Umfeld befinden – den „leistenden“ Part mindestens ebenso glücklich, wie die Empfangenden. Klar muss sein: Jede*r darf jederzeit um Hilfe bitten, und gleichzeitig: darf jede*r diese Anfrage ablehnen. Ein ehrliches „Tut mir leid, das schaffe ich gerade nicht“ kann beiden Seiten zeigen, wie wichtig es ist, mit den eigenen Ressourcen hauszuhalten und auf sich aufzupassen. Kleines Experiment: Wann hast du das letzte Mal um eine Umarmung gebeten? Probier’s mal aus.