Entrepreneurship, Gründer*innentum oder fancy Start-Up Szene – wir finden die Selbständigkeit steht Frauen gut zu Gesicht. Zwar noch immer ein von Männern dominiertes Feld, aber das Blatt wendet sich, denn Ergebnisse des Female Founders Monitors zeigen ganz klar spezifische Potenziale, die von Frauen ins Startup-Ökosystem eingebracht werden.
Unserer Redaktion ist es ein Anliegen, uns für die Sichtbarkeit all dieser mutigen Gründerinnen, die für ihre Vision losgehen, einzusetzen. Doch bevor wir hier einige Dinge zu diesem Themenfeld besprechen, wollen wir einen Blick auf die Meta-Ebene werfen.
Warum eigentlich?
Auch wenn Deutschland im europaweiten Vergleich den Gründungswütigen einige bürokratische Herausforderungen um die Ohren haut, lässt sich sagen, Gründungen sind wertvoll, denn sie sorgen für wirtschaftliches Wachstum, treiben Innovationen voran und regen somit die Marktwirtschaft an. So bleiben wir wettbewerbsfähig, können uns im internationalen Gemenge behaupten und nicht zu vergessen: Neugründungen schaffen Arbeitsplätze – meist eben solche, die für zukünftige talentierte Arbeitnehmerinnen attraktiv erscheinen, da neue Konzepte oft auch individuelle Formen der Gestaltung ermöglichen und somit agiles Arbeiten präferiert wird. Gründerinnen sind außerdem überdurchschnittlich oft durch soziale Motive angetrieben und „etablieren ihre innovativen Geschäftsmodelle an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft“ (Female Founders Monitors). Ein Knotenpunkt, der besonders in einer globalisierten Welt mehr als wichtig scheint!
„Die aktuellen Daten des Global Entrepreneurship Monitors zeigen, dass Gründungen vielfältiger werden. Im zweiten Pandemiejahr starten insbesondere viele Frauen, junge Menschen sowie Migrantinnen und Migranten in die Selbstständigkeit. Sie treiben mit ihren Ideen die sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft voran. Gründerinnen und Gründer sind der Mittelstand von morgen – mit ihren Talenten und ihrem Unternehmergeist stärken sie Wohlstand und Klimaschutz, schaffen Arbeitsplätze und sichern die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft unseres Landes.“ (Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Beauftragter der Bundesregierung für den Mittelstand, laut BMK)
Also warum eigentlich nicht …
… deine eigene Chefin sein?
Du hast genug davon, dich in Strukturen einzugliedern, die weder zu deinem Mindset noch zu deinem Workflow geschweige denn zu deiner Work-Life Balance passen? Du willst Erfolg, und zwar deinen eigenen, und nicht als Glied in einer Kette fungieren? Du willst agieren, nicht reagieren. Deine Ressourcen und Kompetenzen kanalisieren und nutzen?
… agile Selbstgestaltung deines Tages
Du kannst dir durchaus zutrauen, deine Tagesbausteine in die bestmögliche Reihenfolge zu bringen. Denn bist du erst mal Herrscherin deiner Zeit, kannst du (mit ein bisschen Übung) bestimmen und einschätzen, was, wann, wo und wie priorisiert und abgearbeitet werden sollte. Du solltest nicht gezwungen sein, deine Arbeitszeit abzusitzen, zu warten, bis deine Kollegen auch die Motivation gefunden haben, die bei dir längst in den Startlöchern steht. Stillstand und Ruhe? Wir sagen: lieber authentischer Flow, na gut und manchmal eben auch ein bisschen Stress. Aber was wäre das Leben ohne dieses kleine bisschen Nervenkitzel? Die Schmetterlinge im Bauch? Die Aufregung vor dem nächsten Projekt …
Einfach mal ausprobieren?
Du weißt nicht, ob du dich wagst? Der Schritt in die Selbstständigkeit scheint dir bedrohlich? Schauen wir uns den Fall doch mal von außen an. Was kann schiefgehen?
Du darfst dich ausprobieren, du musst nicht gleich aufs Ganze gehen und selbst wenn, dann darfst du scheitern, umdenken und es erneut versuchen. Nichts war von Anfang an perfekt (außer du), gib dir Zeit. Und außerdem: Du darfst langsam starten, niemand verlangt von dir All-In!
Eine Entscheidung, tausend Möglichkeiten
Hybride Selbstständigkeit
Viele Frauen nutzen die sogenannte hybride Selbständigkeit, das bedeutet quasi eine nebenberufliche Selbstständigkeit. Hier kannst du entweder dein bisheriges Gehalt aufstocken und/ oder dir ein zweites Standbein aufbauen! Aber sei vorgewarnt: Viele, die erst einmal den ersten Schritt wagen, spüren, wo der Weg lang geht und wo die Leidenschaft hinführt. Oft bleibt für die hauptberufliche Beschäftigung kaum mehr Zeit, sie fühlen sich gehemmt und eingeschränkt, ja nahezu gefesselt. Dann ist der Sprung in die vollständige Selbstständigkeit ein Befreiungsschlag und Karrieresprung.
Solo-Selbständigkeit
Seit den 90ern hat die Zahl der Selbstständigen einen richtigen Boom zu verzeichnen. Vor allem sind die neuen Unternehmer*innen Soloselbstständige, das heißt: Es gibt (bisher) keine Angestellten. Als One-Woman-Projekt zu starten, entlastet dich, denn du übernimmst keine Verantwortung für die Gehälter deines Teams, du kannst Strukturen und Grundsätze errichten, die dir – und eben nur dir – entsprechen, du bist agil im Handeln und kannst dich trotzdem vernetzen! Außerdem kannst du alle Dienstleistungen, die du brauchst, im besten Fall von Expertinnen einkaufen oder aus deinem aufgebauten Netzwerk beziehen! Ein Team führen braucht Zeit und Kapazitäten, gehe es doch locker an und lass dir Zeit beim Finden der eigenen Mann- … bzw. Frauschaft. Übrigens: Männer arbeiten meist in rein-männlichen Teams, Frauen hingegen bevorzugen laut Statistik diversere Zusammensetzungen.
Unternehmensnachfolge
Kennst du schon die Unternehmensnachfolge? Du musst nicht unbedingt selbst gründen, um selbstständig zu sein. Nicht ganz von vorne beginnen, nutze Strukturen und plane vielleicht sogar eine entspannte Übernahme. Infos dazu findest du bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Du bist nicht allein
Selbstständigkeit heißt nicht Einsamkeit. Die Vernetzungsangebote nehmen zu. Zahlreiche Förderprogramme, wie z.B. die Gründeragentur bga, helfen dir und geben die passende Starthilfe. Von Beratung über Zuschüsse, Innovationsförderung und vieles mehr. Schau dich ausgiebig um und nutze die Angebote, denn genau dafür wurden sie erschaffen. Besonders schön: Regionale Angebote zum Netzwerken sind oft Gold wert, denn mit anderen Mitstreiterinnen über gleiche Probleme und ggf. gegenseitigen Support zu sprechen, macht es nicht nur leichter, sondern eben auch wunderschön und inspirierend.
Krise als Chance
Besonders in Corona- und Postcorona Zeiten häufen sich die Nachrichten über die enorm belastende Situation von Solo-Selbstständigen. Hierbei ist zu erwähnen, dass der Anteil an Frauen, die sich in einer Selbstständigkeit befinden, zwar geringer als die der Männer ist, im Bereich der Solo-Selbständigen jedoch überproportional vertreten. Gemeinsam mit den erwerbstätigen Müttern, die unter einer Doppelbelastung von Beruf, Haushalt und Kinder leiden, gehören sie somit zu den angeblichen Verliererinnen der Coronapandemie. Und dennoch manifestiert sich, unter diesen Bedingungen, wohl ein erstaunlicher Trend, denn aktuelle Studien zeigen, die Anzahl derjenigen Frauen, die sich in die Selbstständigkeit wagen, steigt stetig an, während sich der Prozentsatz der selbstständigen Männer in den Jahren 2010 bis 2022 reduzierte, nehmen die Unternehmerinnen entgegen jeglichem Gegenwind Fahrt auf. Dem „Global Entrepreneurship Monitors” (GEM) 2021/22 stieg die Gründungsquote im letzten Jahr sogar auf den zweithöchsten, je ermittelten Wert (Höchststand 2019 Vor-Corona-Jahr). Wir schauen also optimistisch in das nächste Jahr und sind gespannt, denn so gaben laut Bundesministerium (BMfWK) 1/3 der Gründer*innen an, die Corona-Krise habe sogar neue berufliche Perspektiven aufgezeigt.
Wie immer: ein kleiner Disclaimer …
Trotz der überraschenden Zahlen, die Frauen in Sachen Gründung eindeutig auf der Überholspur verorten, gibt es noch einige Aspekte, die im Ungleichgewicht bleiben und auf die wir in naher Zukunft eingehen sollten, um Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu gewährleisten.
- Das Einkommen von Frauen in der Selbstständigkeit liegt etwa 44 Prozent unter dem Einkommen der Männer. Die häufige Verortung der Frauen im Niedrigeinkommenssektor ist wohl maßgeblich auf die Branche zurückzuführen, in der Frau gründet.
- Betrachten wir die Tätigkeitsfelder, in denen sich selbstständig gemacht wird, findet sich immer noch die klischeehafte Verteilung: Während Frauen im Dienstleistungsbereich, Gesundheit, Soziales, Bildung tätig sind, gründen Männer in wirtschaftsnahen Feldern, aber auch handwerklichen Gewerben.
Zum Abschluss möchten wir jedoch eine wichtige Sache mit auf den Weg geben:
Lass dir von niemandem sagen, deine Vision sei zu …
gewagt, aufregend, unschaffbar, groß, herausfordernd, belastend, schwierig, heikel, kompliziert, unsicher, ungewiss, streitbar, unwichtig, abstrakt …
… denn DU bist eine Macherin. Also lass dich nicht aufhalten und lege los!